Oberstufe/Smartphone

Die Smartphone-Prothese

Wie funktioniert eigentlich unsere Wahrnehmung im Raum? Wie schaffen wir es, uns zu orientieren, zu bewegen, miteinander zu kommunizieren, …? Den Anstoß für diese Fragen lieferte ein Experiment, bei dem das Smartphone als „Sehhilfe“ zum Einsatz kam.

Als ich den 11er Kunst-Kurs zum Stundenbeginn begrüße, indem ich den Blick auf das Display meines Smartphones richte und die Anwesenden im Kameramodus beobachte, dauert es nicht lange, bis die Schülerinnen und Schüler meiner Einladung nachkommen und ebenfalls ihre Smartphones herausnehmen.

Die Übung sieht vor, den Blick auf das Display des eigenen Smartphones zu beschränken. Damit nicht „geschummelt“ wird, dürfen Jacken, Schals, Kapuzen etc. zur Abschirmung des Blickfelds genutzt werden. Die folgende Aufgabe für jeden besteht nun darin, ein Blatt Papier aus dem Nebenraum zu holen.

Äußerungen wie „Wo bist du?“ oder „Komm doch mal näher!“ lassen bereits erahnen, dass das Ganze schwieriger zu sein scheint als erwartet. Es dauert etwa 5 Minuten, bis alle wieder an ihrem Platz angekommen sind und sichtlich erleichtert die Smartphones ablegen.

„Ich hätte gedacht, dass die Kamera das Blickfeld vergrößert.“ – Doch nicht nur das eingeschränkte Blickfeld machte der Gruppe zu schaffen: Ob „Dauerschielen“, Zeitverzögerungen bei der Bildübertragung, Unschärfen beim Autofokus oder das Problem, Entfernungen richtig einzuschätzen … Die Wahrnehmung mittels Smartphone war offensichtlich für alle zur Herausforderung geworden. Probiert’s doch einfach selbst mal aus …

Beim anschließenden Erfahrungsaustausch rückten somit zunächst die Defizite unserer „Sehhilfe“ in den Fokus. Verglichen mit dem gewohnten Sehvorgang, konnten auf diese Weise wesentliche Aspekte der menschlichen Wahrnehmung erarbeitet werden.

Beim folgenden Versuch, die eigene Raumwahrnehmung in eine Zeichnung zu übersetzen, entwickelten die Schülerinnen und Schüler dann ganz unterschiedliche Lösungen. Ausgangspunkt für das Zeichenexperiment, bei dem es eben nicht darum ging, einen perspektivisch „korrekten“ Raum zu konstruieren, sondern unterschiedlichen Wahrnehmungsphänomenen nachzuspüren, war ein Foto.

Ein Kommentar zu “Die Smartphone-Prothese

  1. Pingback: Alles dreht sich um den Stuhl | fritzart.me // das Kreativportal der Fritz-Winter-Gesamtschule

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